Eine kleine Tradition fortsetzend hat die amtierende Mainzer Stadtschreiberin und bekannte Autorin Julia Schoch am Dienstag, den 5.11.2024 das Röka besucht und für Schüler*Innen der Jahrgänge 10 bis 13 aus ihrem Roman „Schöne Seelen und Komplizen“ gelesen.
Dieser beleuchtet im ersten Teil das Ergehen von Mitgliedern einer Oberstufenklasse in der DDR während der turbulenten 1980er Jahre und wirft im zweiten einen Blick darauf, wie es diesen zwanzig Jahre später ergeht. Am Beispiel der Figuren wird so die Frage durchgespielt, ob große politische Ereignisse wie der Mauerfall oder persönliche Erlebnisse und zwischenmenschliche Beziehungen prägender für das spätere Leben sind. Eine Frage, die auch in unserer Zeit, nichts an Aktualität eingebüßt hat!
Daher wird der ein oder andere im Publikum wohl gerne der Empfehlung der Schriftstellerin folgen, noch seine eigenen Zukunftserwartungen zu Papier zu bringen, um in einigen Jahrzehnten möglicherweise mit Erstaunen darauf zurückzublicken. Schochs Annahme ist nämlich, dass das Leben „kein langer ruhiger Fluss“ ist, sondern viele unvorhersehbare Wendungen nimmt, die es aber gerade ausmachen.
Folgerichtig verzichtet sie in ihrer Rede für Saarländer Abiturienten darauf, klare Lebenslehren zu erteilen, sondern ermutigt ihre jugendlichen Zuhörer vielmehr dazu, sich auf das „Stolpern ins Unbekannte“ einzulassen. Denn Erwachsene können keine Lebensempfehlungen erteilen, sondern „eigentlich lernen wir von den Schülern“, so Frau Schoch am Röka.
Doch nicht nur über Schule und das Schülerleben sprach die Autorin mit ihrem Publikum; darüber hinaus gab sie bereitwillig und intensiv Einblick in weitere Erfahrungen, die sie in ihrem Leben bislang sammeln durfte. Sie erzählte von ihren Erlebnissen als Leistungsportlerin in der DDR, der Entdeckung des Reisens nach der Wende, ihrer Dozenten- und Übersetzertätigkeit sowie der Qualität der neuen Stadtschreiberwohung in Mainz. Und nicht zu vergessen vermittelte sie vieles darüber, wie sie Texte konzipiert und ausgestaltet.
Und so haben die Röka-Schüler*Innen den Musiksaal an diesem Tag zwar ohne oberflächliche Lebenstipps, aber mit vielfältigen Anregungen zum vertieften Nach- und Weiterdenken verlassen.
Ein herzlichen Dankschön auch an unseren Förderverein, der diese Kulturveranstaltung zum wiederholten Male großzügig bezuschusst hat!