Soziale Ungleichheit in greifbarer Nähe

Schülerinnen und Schüler des Rökas besuchen den Treffpunkt Reling in Bad Kreuznach

Am Dienstag, den 19.12. machten sich 20 Schülerinnen und Schüler des Sozialkunde-Grundkurses der MSS 11 von Herrn Wölfelschneider auf zum Treffpunkt Reling in der Baumgartenstraße. Dieser liegt nur 15 Gehminuten vom Gymnasium am Römerkastell entfernt.

Der Treffpunkt Reling vereint zwei Angebote unter einem Dach: einerseits ist er Tagesaufenthalt für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen. Andererseits Lebensmittelausgabe der Tafel Bad Kreuznach. Die Tafel (es gibt ca. 970 Tafeln in Deutschland) unterstützt bedürftige Menschen, um eine tägliche (warme) Mahlzeit zu erhalten.

Die Jugendlichen vom Röka, die sich im Sozialkunde-Unterricht bei Herrn Wölfelschneider aktuell mit der Thematik der Sozialen Ungleichheit in Deutschland auseinandersetzen, erfuhren von Leiterin Daniela Essler aus erster Hand vielfältige Praxis-Eindrücke. Essler, die die Einrichtung seit 2018 leitet, beleuchtete hier die verschiedenen Facetten des Treffpunktes: Wie gelingt eine Finanzierung bei Ausgaben von rund 200.000 € jährlich und fixen Einnahmen von nur 10.000 €? Welche Sorgen und Bedürfnisse haben die Menschen, die hier vorbeischauen? Was bewegt einen Menschen freiwillig auf Wohnungsangebote zu verzichten? Welche Vorschriften gibt es bei der Bereitstellung der Lebensmittel?

Nach einer kurzen Führung durch das Gebäude zeigte sich der Oberstufen-Kurs verblüfft. Getreu dem Motto: „Unter dem Dach hier ist ganz schön wenig Platz.“ Auch Essler selbst betonte, dass das größte Problem die (zu) kleinen Räumlichkeiten für den nötigen Bedarf seien. Die Finanzlücke schaffe man immer „irgendwie“ zu schließen. Laut ihrer Aussage kommen in einer Woche rund 1.150 Menschen vorbei und 150 Personen stehen weiterhin auf der Warteliste.

In einer abschließenden Fragerunde stellten die Schülerinnen und Schüler zahlreiche interessierte Nachfragen. So erfuhren Sie, dass viele bedürftige Menschen die Angebote aus Scham gar nicht erst wahrnehmen oder dass viele neben finanziellen auch mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Ebenso half es Vorurteile und Klischees gegenüber bedürftigen Menschen zu reduzieren. Zudem hörten Sie, dass sich vor allem viele der rund 70 Ehrenamtlichen 60 Jahre und älter sind.  Gleichzeitig sahen sie auch, dass es in Deutschland ein soziales Netz gibt, das Menschen unterstützt.

Inwiefern dieses ausreicht oder weiter ausgebaut werden müsste, ist sicher eine Frage, welche die Röka-Schülerinnen und -Schüler die kommenden Wochen noch beschäftigen wird.

Wir bedanken uns bei Frau Essler sehr für Ihre Zeit und den informativen Besuch.