Richard Löwenherz - Historie und Literatur

Eine wahrhaft fächerverbindende Exkursion haben Schüler_Innen verschiedener Deutsch- und Geschichtskurse der MSS 11 am Dienstag, den 6.2.2018 nach Speyer unternommen: Sie haben im „Historischen Museum“ eine Ausstellung über Richard Löwenherz besucht, der nicht nur als großer Herrscher, sondern auch als literarische Figur berühmt ist. Doch was macht eine historische Gestalt für Schriftsteller und Leser bis heute derart interessant?

Vielleicht die zahlreichen aktuellen Bezüge der politischen Ereignisse des 11. Jahrhunderts, welche die Kursmitglieder entdeckten. Denn eindrucksvoll zeigt die Ausstellung, wie sehr das Aufeinandertreffen von Christen und Muslimen in den Kreuzzügen bis heute den Umgang der Religionen miteinander prägt. Eine besondere Rolle spielt dabei der von Lessing als „edler Heide“ dargestellte, doch auch bereits von seinen Zeitgenossen geschätzte Sultan Saladin. Aufschlussreich sind auch die zahlreichen familiären und politischen Verflechtungen zwischen den Herrscherhäusern Europas, die einen ganz anderen Eindruck vermitteln als die heutige an nationalstaatliche Grenzen gewöhnte Denkweise.

Interessant auch die enge Verbindung zwischen Richard Löwenherz und Rheinland-Pfalz, war er nach seiner Entführung doch einige Zeit auf Burg Trifels gefangen. Überraschend für die Schüler_Innen ist schließlich, dass Richard und seine Zeitgenossen nicht erst lange im Nachhinein, sondern schon nach wenigen Jahren in die Literatur eingegangen sind, ja sogar selbst poetische Texte verfasst haben. - Ein ganz neues Bild also, das die informative und anschauliche Ausstellung von den bekannten Gestalten vermittelt!

Nicht zu vergessen auch, dass Speyer im Mittelalter eines der größten jüdischen Zentren Europas war: Deshalb unternahmen einige Kursmitglieder, die von den vielfältigen Eindrücken noch nicht zu erschöpft waren, anschließend einen Gang zum in der Nähe des Museums liegenden sog. Judenhof, wo Überreste einer mittelalterlichen Synagoge und Mikwe, eines jüdischen Ritualbads, zu sehen sind. Hier wurden die religiösen Bräuche des Judentums sinnfällig, sodass das Alltagsleben aller drei monotheistischen Religionen, zu deren praktischer Toleranz Lessing aufruft, an diesem Tag lebendig wurde.

Nach einem wohlverdienten Bummel durch die Stadt wurde der erlebnisreiche Tag gemeinsam mit der quasi unumgänglichen Besichtigung des Speyrer Doms abgerundet.