Literatur als Vibe und Mood im Internet?

Eine Begegnung mit der Autorin Berit Glanz

TikTok, Instagram, Facebook, Snapchat, WhatsApp – wer kommuniziert auf welchen der genannten Kanäle? Der Autorin gelang bereits zu Beginn ihres Besuchs am 15. Januar 2023 im Musiksaal des Röka, das Interesse der jungen Zuhörer*innen und ihre Aktivität hinsichtlich eines Dialogs zu wecken. 
Begeistert sprach sie von neuen Wegen, sich Literatur zu erschließen: Etwa durch das Betrachten von Moodboards. Hierbei stelle man sich die Frage, welche Bilder etwa zu einem Roman passen und kreiere dann sein individuelles Moodboard, natürlich auch, indem man sich durch die bereits vorhandenen „digitalen Pinnwände“ inspirieren lasse. Aber auch Spotify könne eine Chance bieten, Literatur zu begegnen: Mittels einer Book Playlist überlegen sich Leser*innen, welche Songs zu einem Werk passen, was würde zum Beispiel für Goethes Drama „Faust“ in Frage kommen?  Dies waren nur zwei „neue Wege“, die Frau Glanz aufzeigte, um die Präsenz von Texten innerhalb der sozialen Medien hervorzuheben bzw. um auf die Nutzung jener ungeahnten, vielschichtigen Möglichkeiten hinzuweisen. 

Berit Glanz lebt seit 2021 mit ihrer Familie in Reykjavik und schreibt als Kulturjournalistin über Memes, digitale Literatur und andere Aspekte der Internetkultur, sie investiert ihre vielseitige Schaffenskraft aber auch in Podcasts, wissenschaftliche Arbeiten oder eine Kolumne der FAZ.  Im Zentrum ihres Schaffens steht – laut eigener Aussage - die Auseinandersetzung mit der Frage: „Wie schreiben wir im Internet Literatur?“  Hier erwähnte die Autorin, dass die Digitalisierung fordere, „neue Elemente“ in Texte zu integrieren, was unweigerlich zu Problemen führe. In ihrem Debütroman „Pixeltänzer“ habe sie beispielsweise Chats als Form der Kommunikation verwendet. Im Hinblick auf die Authenzität beinhalten die Chatverläufe Rechtschreibfehler, dies sei wiederum seitens des Verlags nicht zulässig, denn es vermittele letztendlich der Leserschaft den Eindruck einer fehlenden Korrektur. Schwierig werde es zudem, wenn Emojis dargestellt seien:  Wie liest man das, wenn ein Roman als Hörbuch eingesprochen wird? Die Lösung besteht für Berit Glanz darin, zu beschreiben, was man sieht, vergleichbar mit dem Untertitel für sehbehinderte Zuschauer*innen bei TV-Produktionen. Sie betonte, dass ihr gerade die Suche nach Lösungsansätzen für solche „neuen Herausforderungen“ eine enorme Freude bereite.

Beeindruckend war die Interaktion zwischen Frau Glanz und dem Publikum, woraus letztlich eine lebendige Diskussion entstand: Hier wollten die Schüler*innen nicht nur etwas über das Leben in Island, den Schreibprozess und die damit verbundenen Schwierigkeiten, oder über die Vereinbarkeit von Privatleben und Öffentlichkeit der Autorin als „öffentliche Person“ in den sozialen Medien erfahren. Frau Glanz beantwortete alle Fragen ausgesprochen offen und ausführlich - und so erschien diese Begegnung mit der Autorin rückblickend wie eine Zeitrafferaufnahme.

Die Schule dankt dem Förderverein für die finanzielle Unterstützung, sodass eine solche Veranstaltung für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 11 und 12 ermöglicht werden konnte.