Eine filmreife Bildungsreise

„Ruhe bitte! Kamera? Kamera läuft! Und bitte!“ Dies seien die vier wichtigsten Kommandos am Set einer Filmcrew, erklärt Patrick, Leiter des Workshops „Das filmende Klassenzimmer“ der Bavaria Filmstadt in München, den aufgeregten Schülern der Oberstufenkurse Darstellendes Spiel (GK/Zehm) und Physik (LK/Braun), die sich zu diesem Zeitpunkt, in passenden Kostümen, am Drehort „Wohnzimmer“ befinden und auf genaue Instruktionen warten.

Bis dahin hatten die Schüler am Vormittag bereits ein Drehbuchkonzept erarbeitet, das nun in die Tat umgesetzt werden soll. Eingehüllt in Nebel sitzt die „Gangsterfamilie“ im Wohnzimmer versammelt. Immer wieder werden die Waffen verteilt, der Plan besprochen, Blicke und Posen wiederholt, Einsätze und Anschlüsse perfektioniert und die Schauspieler eingenebelt, wobei die Kamera aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Einstellungen filmt. Fast eine ganze Stunde dreht das Team an der ersten von vier Szenen. Arbeiten beim Film ist ganz schön anstrengend, können die Schüler hier am eigenen Leib erfahren. Die Außenaufnahmen sind nicht weniger aufwendig, hier müssen die Geräusche der Umgebung genauso ausgeblendet werden, wie die neugierigen Blicke der Bavaria-Filmstadt-Besucher, die unsere Schüler für waschechte Schauspieler in Aktion halten. Und was ist dabei herausgekommen? Dank der professionellen Mitarbeiter der Bavaria Filmstadt entstand durch Schnitt-, Ton- und Filmtechnik ein professioneller Gangsterfilm. Fazit: Es war megaanstrengend aber der Aufwand hat ich gelohnt.

Zwei volle Tage verbrachten die beiden Kurse gemeinsam in München. Neben dem Abenteuer Film besuchte der Physikkurs auch das deutsche Museum, wo unter professioneller Anleitung Bilder aus Licht entstanden, während der DS-Kurs in Gruppen Szenen erarbeitete, um dem Physikkurs nach dem Workshop einen Eindruck der Arbeit in ihrem Fach zu geben und um auf die anstehende Führung im deutschen Theatermuseum vorzubereiten. Hier tauchten die Schüler, unterstützt von einer Theaterpädagogin der Stadt München, in die Welt von „Ödön von Horvath“ ein, der mit seinem provokanten und progressiven Werk dem NS-Regime ein Dorn im Auge war und noch heute als Vorbild für junge Autoren gilt. Indem sie Szenen aus Horvaths Geschichten nachspielten und weiterspannen, ein Live-Hörspiel inszenierten und über den Einsatz von Stille nachdachten, bekamen die Schüler ein Gefühl für den Autor und seine Zeit.

Viel Input für zwei Tage, aber die Fahrt hat sich gelohnt. Wir haben viel gelernt und hatten eine Menge Spaß dabei!

PH1 und DS1 bei den Außenaufnahmen in der „Münchner Straße“ auf dem Bavaria-Filmstadtgelände


Deutsches Theatermuseum: der tote Ödön