"Ich würde es direkt nächstes Jahr wieder machen!"

Austauschbegegnung in Bourg-en-Bresse vom 5.-12.10.2023

Eine muntere Truppe von Acht- und Neuntklässlern des Röka stieg mit Monsieur und Madame Brunner am 5.10.23 um 8 Uhr früh in einen riesigen Doppeldeckerbus, der auch die Schüler*innen des Lina-Hilger-Gymnasiums und des Gymnasiums an der Stadtmauer samt ihren begleitenden Lehrkräften nach Bourg-en-Bresse bringen sollte. Drumherum füllten sich auf der Pfingstwiese noch weitere Busse mit Verbänden und Honoratioren der Stadt Bad Kreuznach, denn dieses Mal galt es, das Jubiläum der 60jährigen Städtepartnerschaft gemeinsam in Bourg zu feiern.

Auf der Fahrt wurde sich schon mal gegenseitig beschnuppert, es wurden nützliche Redewendungen für den Aufenthalt in den französischen Familien eingeübt, es wurde gesungen und es wurde nicht nur gesunder Reiseproviant geteilt… Alina, eine Schülerin aus der 8b, beschreibt die lockere und ausgelassene Stimmung so: “Schön war, dass wir uns untereinander schon während der Hinfahrt besser kennenlernten. Sehr lustig fanden wir alle, dass wir Herrn Brunner die Fußnägel anmalen durften!”

Nach acht Stunden Fahrt landeten wir alle in dem fröhlichen Gewusel vor dem Monastère de Brou, wo es nach dem erfolgreichen Suchen und Finden des eigenen Koffers und der Austauschfamilie zum offiziellen Empfang mit Reden, Musik und Schnittchen ging.

Am nächsten Tag schauten sich die Schüler*innen eine Vorstellung der VHS-Theatergruppe an, und nachmittags wurde es ernst: die deutschen und französischen Schüler*innen probten unter Anleitung von Madame Vernier und dem Ehepaar Brunner, wie man am abwechslungsreichsten und ausdrucksstärksten die Fabel “Der Rabe und der Fuchs” von Jean de la Fontaine zum Besten gibt - zweisprachig!! Es wurde viel gekichert und gelacht, geschauspielert, gestolpert, geleiert, ausprobiert und wieder verworfen, bis der Auftritt auf der Bühne auf der Esplanade de la Comédie stand: Französische und deutsche Correspondants wechselten sich mit jeweils einer Zeile der bekannten Fabel ab; jeweils in ihrer Muttersprache, am Schluss sogar in der Fremdsprache. Ein gelungenes Experiment des Miteinanders, an dem alle trotz Aufregung und Lampenfiebers großen Spaß hatten. Der Beifall des Jubiläum-Publikums bestätigte dies. Noch Tage später konnten die Beteiligten auf Knopfdruck “ihren” Vers auswendig vortragen!

Das Wochenende verbrachten die deutschen Schüler*innen in ihren Gastfamilien, die mit ihnen z.B. eine Fahrt nach Lyon unternahmen oder mit ihnen an den von der Stadt Bourg im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten organisierten sportlichen Aktivitäten im Parc de Bouvent teilnahmen. Eventuell aufkommendes Heimweh wurde erfolgreich bekämpft!

Montagfrüh entdeckten unsere Schüler*innen dann beim gemeinsamen Frühstück mit ihren Correspondants in der Schulkantine, dass die Franzosen ihren Kakao oder Tee aus einer “Schüssel” (französisch ‘bol’) trinken, und ihr Frühstücksbaguette sowie die Croissants und Schoko-Brötchen (‘pains au chocolat’) ungeniert auf den Tisch daneben krümeln. Teller oder Frühstücksbrettchen? Fehlanzeige! Ja, auch diese Alltagsentdeckungen gehören zum Erwerb der viel gepriesenen “interkulturellen Kompetenz”!

Nachmittags wurden wir von der netten Kunstlehrerin des Collège de Brou, Mélanie, in die Kunst des impressionistischen Malens eingeführt, und setzten das erworbene Wissen direkt mit Pinsel, Farbtuben, Paletten und Kittelschürzen im nahegelegenen Park beim Malen von Naturmotiven um. Schüler*innen und Lehrkräfte waren eifrig und konzentriert bei der Sache, wobei Fluss, Gras, Blätter, Bäume und Himmel auf unterschiedlichste Weise auf die Leinwand gebannt wurden. Vorübergehende Passanten sprachen uns an und bewunderten die Kunstwerke, die nach einer Trockenphase am nächsten Tag mit nach Hause genommen werden durften. 

Dienstagmorgens drückten die französischen und deutschen Schüler*innen gemeinsam die Schulbank; nachmittags besichtigten und bestaunten die deutschen Schüler*innen dann das Monastère de Brou, ein meisterliches Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert, Zeugnis einer bewegenden Liebesgeschichte: Margarete von Österreich ließ es als Grabstätte für ihren geliebten Ehemann Philibert II. von Savoyen, der im Alter von 24 Jahren starb und sie viel zu früh als Witwe zurückließ. Die kunstvollen Steinarbeiten und die beeindruckende Architektur, von Monsieur Brunner ebenso fachkundig wie kurzweilig erklärt, wurden ausgiebig bewundert; ebenso ausgiebig wurde Gebrauch davon gemacht, sich einmal als Herzog, Herzogin oder herzöglicher Sprössling ablichten zu lassen.

Und schon war der letzte Tag gekommen… O-Ton einer Schülerin: “Die Zeit ist ja viel zu schnell vergangen; jetzt habe ich mich so gut eingewöhnt und würde noch sehr gern viel länger hierbleiben!” An diesem Mittwoch wanderten wir zum Lycée agricole Les Sardières, einem landwirtschaftlichen Gymnasium, das u.a. auf die professionelle Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten zu Konsumgütern vorbereitet, wie z.B. Pâté, Konfitüren, Fruchtsäfte, Backwaren u.Ä. Nicht jede/r war begeistert, bei der Besichtigung des Lycées rohen Pâté zu sehen und zu riechen und sich erklären zu lassen, wie Fleisch verarbeitet wird… Die im Lycée hergestellten Waren konnten in einem kleinen Lädchen käuflich erworben werden, wovon wir alle regen Gebrauch machten - galt es doch, noch Mitbringsel für die Familie zu Hause zu finden… Das Highlight dieses Tages war jedoch das Backen von Cookies in der Lehrküche, ausgestattet mit produktionsgerechter Schutzkleidung (Hauben, Kittel und Überschuhe - “Bitte bedeckt Eure Frisuren vollständig mit den Hauben, es dürfen keine Haare herausschauen!”) Spaß hat laut Alina dabei am meisten gemacht, dass wohl heimlich an den zum Backen bereitgestellten Schokotropfen genascht wurde… “Man muss ja auch mal was Verbotenes machen!” Isabelle, die nette Lehrerin, die uns beim Backen anleitete und begleitete, kümmerte sich um die Fertigstellung unserer Produkte im Backofen und um die sachgerechte Verpackung (samt Rezept), so dass wir bei der Abfahrt am nächsten Morgen um 8.00 Uhr alle unsere Tüten voll duftender Cookies in Empfang nehmen konnten, womit ja dann auch der Reiseproviant gesichert war!

Trost beim Abschied gab die Aussicht, sich hier am Röka im Juni 2024 wiederzusehen, wenn die französischen Correspondants zum Gegenbesuch kommen!

Auf der Heimfahrt im Bus (den wir dieses Mal für uns alleine hatten) war es sehr erfreulich zu sehen, dass die Gruppe in den vorangegangenen Tagen auch untereinander zusammengewachsen war; die Grenzen zwischen den einzelnen Klassen spielten ganz offensichtlich keine Rolle mehr. 

Zusammenfassend soll am Schluss noch einmal Alina zu Wort kommen:

“Viele Schüler*innen haben of Angst, sich in Frankreich nicht verständigen zu können, aber dieses Problem stellt sich dann beim Treffen als gar nicht so schlimm heraus. Ich kam auch an, und wusste zunächst nicht so gut, wie das Französischsprechen gehen würde - so ging es vielen von uns. Aber es gibt ja auch noch Englisch, man kann mit Händen und Füßen sprechen, zur Not hilft auch mal Google Übersetzer.

In den Familien haben wir uns wohlgefühlt, und haben vieles gelernt, nicht nur neue Wörter oder Redewendungen, die hauptsächlich in der Umgangssprache vorkommen.

In der Stadt Bourg haben wir viele schöne Orte und Sehenswürdigkeiten angeschaut, z.B. die Église de Brou und den wunderschönen großen Springbrunnen auf der Place Bernard, wo wir auch nette und lustige Fotos machen konnten. Wir waren auch sehr sportlich unterwegs, sind viel gelaufen oder waren am letzten Nachmittag vor der Abfahrt im Schwimmbad. Auch die Shoppingbegeisterten unter uns kamen voll auf ihre Kosten - in der Stadt fand jeder und jede etwas für sich.

Ich persönlich würde nächstes Jahr sofort wieder mitmachen, weil es viel Spaß gemacht hat und ich es liebe, neue Freunde zu finden und mit den Klassenkamerad*innen mehr zusammenzuwachsen.”

Vive l’échange - es lebe der Austausch! Dank an alle Beteiligten, besonders an Herrn Brunner, der dieses Jahr zum letzten Mal den Austausch organisiert und begleitet.

Ulrike Brunner, im Oktober 2023