Biologisch abbaubares Plastik

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Biologisch abbaubares Plastik

Biologisch abbaubares Plastik – eine Alternativ zu herkömmlichen Kunstoffen?

 

Jährlich produziert jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 38 Kilogramm Plastikmüll, von dem nur ein Bruchteil recycelt wird. Große Teile landen stattdessen in der Umwelt und führen, auf Grund ihres langen Zersetzungsprozesses zu vielen ökologischen Problemen. Eine Alternative ist das biologisch abbaubare Plastik. Doch was unterscheidet die zwei Kunststoffarten genau und ist das Bioplastik überhaupt eine sinnvolle Alternative?

 

Unterschiede zwischen den Kunststoffen

 

Biologisch abbaubare Kunststoffe sind – wie der Name schon sagt – biologisch abbaubar. Das heißt, diese können – unter den richtigen Bedingungen – in wenigen Wochen durch Lebewesen oder Enzyme zersetzt werden. Im Gegensatz dazu benötigt eine PET-Flasche bis zu 450 Jahren bis sie vollständig zersetzt ist.
Dabei ist ein biologisch abbaubarer Kunststoff nicht mit einem bio-basierten Kunststoff zu verwechseln, da sich dieser, wie ein synthetischer Kunststoff nicht biologisch zersetzen lässt, obwohl er auch aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden kann. Somit kann der Begriff „Bioplastik“ missverstanden werden und wird in diesem Artikel nur in Verbindung mit biologisch abbaubarem Plastik verwendet.
Nichtsdestotrotz können biologisch abbaubare, wie auch nicht-biologisch abbaubare Kunststoffe aus fossilen und nachwachsenden Rohstoffen gefertigt werden.
Äußerlich und funktional ähneln sich beide Kunststoffe sehr stark und sind mit bloßem Auge nicht voneinander zu Unterscheiden.

 

Aufbau eines biologisch abbaubaren Kunststoffs

Es gibt viele verschiedene biologisch abbaubare Kunststoffe, dabei sind PLA, PHA und TPS die bekanntesten. Diese sind sowohl biologisch abbaubar, wie auch bio-basiert.
PLA steht hierbei für Polylactid und beschreibt einen, mit Hilfe von Milchsäure und Zucker, hergestellten Kunststoff. Polyhydroxyalkanoate (PHA) basieren auf verschiedenen Fettsäuren und Styrol-Block-Copolymere bestehen aus Kohlenwasserstoffketten.
All diese Kunststoffe werden im Abbauprozess durch Oxidation und Hydrolyse in Wasser, Biomasse, Kohlenstoffdioxid oder Methan gespalten.

 

Bioplastik – eine sinnvolle Alternative?

 

Können all die ökologischen Probleme durch die Substitution von synthetischen Kunstoffen durch biologisch abbaubare Kunststoffe verringert oder sogar verhindert werden? Dazu benötigt es einer genaueren Betrachtung der Vor-und Nachteile von Bioplastik, vor allem im Vergleich zu synthetischen Kunstoffen.

An erster Stelle kommen den Meisten oft große Müllberge von Plastikabfällen in den Sinn, wenn man an die ökologischen Folgen des Plastikmülls denkt. Diese massive Umweltverschmutzung könnte durch die Verwendung von biologisch abbaubarem Plastik gemindert oder sogar vermieden werden. Da das Bioplastik die Fähigkeit besitzt eigenständig und natürlich abgebaut zu werden, können jahrhundertlang weilende Müllberge oder ganze Müllinseln im Meer verhindert werden. Auch wenn die Kunststoffabfälle nicht vollständig zersetzt werden, stellen diese eine geringere Umweltbelastung dar, als die sich nur sehr langsam zersetzenden nicht-biologisch abbaubaren Kunststoffe. Durch den verkürzten Zerfallsprozess des Bioplastiks kann außerdem einer stetigen Erhöhung des Abfallvolumens durch herkömmliches Plastik entgegengewirkt werden.
Die Verhinderung der direkten Umweltverschmutzung durch Plastikverpackungen ist jedoch nicht der einzige Vorteil des Bioplastiks. So kann die Umwelt sogar schon im Produktionsprozess geschont werden. Durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen werden fossile und endliche Ressourcen, wie Erdöl geschont und die Treibhausgasemissionen gesenkt. Außerdem ermöglicht die Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen einen lokalen Anbau, wie auch eine lokale Produktion. Des Weiteren können Abfälle beziehungsweise Nebenprodukte aus anderen Produktionsverfahren wiederverwendet werden. Diese nehmen etwa 30% der verwendeten Materialien ein. Ein letzter Punkt ist die momentan noch fortschreitende Entwicklung. So werden ständig neue Fortschritte erzielt und die Effizienz des Bioplastiks in Produktion, wie auch Abbau gesteigert. Dabei sind die Niederlande ein gutes Beispiel für die Einführung des biologisch abbaubaren Plastiks. Diese bieten eine gute Infrastruktur und die passenden rechtlichen Vorrausetzungen die Bioplastikabfälle zusammen mit anderen Bioabfällen in den regionalen Mülldeponien zu verwerten.

All dies scheint, als wäre biologisch abbaubares Plastik unser Mittel gegen die Umweltverschmutzung/-belastung durch Kunststoffabfälle, jedoch bringt dieses auch viele Nachteile mit sich.
Als aller erstes ist zu sagen, dass auch nicht-biologisch abbaubare Kunststoffe recycelbar sind und das Problem der Verschmutzung wohl eher in der wirtschaftlichen Ineffizienz und der nicht angemessenen Entsorgung des Mülls durch die Verbraucher liegt. Somit wird auch ein biologisch abbaubarer Plastikbecher bei ungünstigen Bedingungen nicht vollständig zersetzt und hat trotzdem große Auswirkungen auf die Umwelt. Das heißt das Problem der Umweltverschmutzung würde nicht direkt verhindert, sondern nur verringert werden. Dieses Problem spiegelt sich auch in den meisten Mülldeponien wieder. Da Bioplastik erst nach 12 Wochen bei über 60°C vollständig zersetzt wird, ist dieses in den meisten Recyclinganlagen nicht vollständig verwertbar, da herkömmlicher Biomüll sich nach bereits 6-8 Wochen abbaut. Somit ist es nicht möglich das Bioplastik mit dem Biomüll zu entsorgen, ohne die Recyclinganlagen kostenintensiv angepasst zu haben. In Deutschland ist eine herkömmliche Entsorgung des biologisch abbaubaren Plastiks deswegen verboten. Ein Weiterer Punkt sind die eher versteckten Folgen auf die Umwelt. So entsteht eine hohe Umweltbelastung durch den verwendeten Dünger und die dabei entstehende Eutrophierung der Gewässer. Außerdem gehen große Ackerflächen für den Anbau von den benötigten Rohstoffen verloren. Letztendlich können auch nicht-biologisch abbaubare Kunststoffe durch nachwachsende Rohstoffe produziert werden. Weitere Schattenseiten des Bioplastiks sind die Folgen auf das Nutzungsverhalten der Menschen. Das Label „Bio“ oder „Öko“ auf biologisch abbaubaren Plastikverpackungen kann zu einem verschwenderischeren Verhalten der Verbraucher führen, da diese bei der unrechtmäßigen Entsorgung des Mülls kein schlechtes Gewissen mehr verspüren, weil der Müll ja vermeintlich naturschonend ist. Außerdem bietet der Umstieg auf „Bioplastik“ vor allem Vorteile für den Hersteller, da dieser durch gutes Marketing und der Vermittlung eines guten Gefühls an den Verbraucher, höhere Gewinne generieren kann.

Ist biologisch abbaubares Plastik also eine gute und langzeitige Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen?

Nach Betrachtung der Vor- und Nachteile lässt sich sagen, dass die biologische Abbaubarkeit bestimmter Kunststoffe die Umweltverschmutzung – vor allem nach zukünftiger Weiterentwicklung des Produkts – verringern kann, vorrausgesetzt es wird größtenteils aus recycelten Abfällen hergestellt. Die Verwendung nachwachsender Ressourcen schont zwar die der fossilen Ressourcen bringt jedoch eine hohe Flächennutzung und Überdüngung des Bodens mit sich. Somit können biologisch abbaubare Produkte nur dann gut für die Umwelt sein, wenn der Verbrauch und der Verschleiß derjenigen Produkte deutlich verringert wird. Dabei kann die Vermittlung eines positiven Gefühls für den Verbraucher durch das Label „biologisch abbaubares Plastik“ sogar schädlich für das nachhaltige Konsumverhalten sein. Letztendlich sollte man, statt Energie- und Ressourcenreich Bioplastik zu produzieren, versuchen den Konsum, von vor allem Plastikverpackungen, zu verringern. Eine Alternative stellen Mehrwegverpackungen und Verpackungen To-Go dar.