To-Go Verpackungen

Created with Sketch.

To-Go Verpackungen

To-Go-Verpackungen aus Plastik?

Die herkömmlichen To-Go Verpackungen bestehen aus Plastik – billig, einfach zu verarbeiten, leicht, in jeder Größe, Form und Farbe erhältlich und außerdem ziemlich stabil. Es ist so gut wie unmöglich sich Plastikverpackungen vom Alltag weg zu denken.

Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen tragen inzwischen erheblich zum Müllaufkommen auf der ganzen Welt bei. Dabei ist besonders der Plastikmüll ein großes Problem. Einwegprodukte wie Strohhalme, Becher, Besteck, Rührstäbchen, Teller, Schalen, Food-Boxen, Deckel und Tüten u.ä. sind eine der Ursachen für die hohen und stetig steigenden Abfallmengen. To-Go- und Picknick-Abfälle sind immer häufiger an Stränden und Flussufern zu finden. An den unmöglichsten Stellen dieser Welt ist Plastikmüll aufzufinden. Mit der immer wachsenden Konsumgesellschaft und der Industrialisierung wächst der Einwegtrend.

Wie viel Einweg-Kunststoff gibt es? In welcher Form und welchem Anteil? (Quelle: Nabu)

Wer bringt überhaupt Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen in den Umlauf? (Quelle: Nabu)

So viele To-Go Becher! Die Pfandsysteminitiative Recup ist ein guter Schritt Richtung Einwegmüllvermeidung. (Quelle: Statista)

 

Was ist das Problem von To-Go Plastik-Verpackungen?

  • Derzeit befinden sich laut Schätzungen 150 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren[1]. Forscher schätzen, dass sich die Menge bis 2030 um 80%[2] erhöhen wird.
  • Jährlich gelangen ungefähr acht Millionen Tonnen Plastik allein in die Ozeane. Das entspricht etwa einer Müllwagenladung pro Minute.
  • 33% des gesamten Plastikverbrauchs ist für Verpackungen
  • Mehr als 105 Tausend Tonnen (2017) To-Go-Plastikmüll entstehen alleine in Deutschland, somit ca. 1,3 kg Plastikmüll durch To-Go-Verpackungen und Einweggeschirr pro Kopf (pro Jahr!)
  • Plastik braucht bis zu 1000 Jahre um sich zu zersetzen[3]
  • riesige Müllberge an Land und riesige Müllteppiche auf und in den Gewässern entstehen, welche schädliche Folgen für Umwelt und Tiere haben können.
  • Landschaften und Biome werden sowohl über als auch unter Wasser irreversibel zerstört und Tiere, die sich im Plastik verfangen oder es fressen leiden Qualen und sterben.
  • aufgrund seiner giftigen Inhaltsstoffe ist Plastik für die Gesundheit von Mensch und Tier gefährlich
  • die meisten To-Go-Verpackungen sind Mischprodukte: meist sind Papiere und Kartons mit Plastik beschichtet, mit anderen Zusätzen belastet oder eine Kombination aus Plastik, Aluminium und Papier – dies erschwert die Mülltrennung und Recycling erheblich
  • Erdöl zur Plastikproduktion ist endlich

 

Plastik-Alternativen? 

Es gibt eine große Variation an Plastik-Alternativen. Es gibt Bio-Plastikalternativen, sowie alternative Rohstoffe – in diesem Blog werden die üblichsten und neuen Nicht-Plastik-Alternativen vorgestellt.

Allgemein unterscheidet man zwischen Einweg– und Mehrweg-Alternativen:

Materialien für Nicht-Plastik-Einwegprodukte sind Holz, Bambus, Papier, Karton, Bagasse und Palmblätter. Es gibt neuere Produktinnovationen, die auf Kakaobohnenschalenfasern oder Algen basieren. Auch die Nutzung von essbaren Materialien wie Nudeln, Roggenmehl oder Waffeln ist eine Option.

 

Holz

Eignet sich hervorragend für Einwegbesteck, Strohhalme und Rührstäbchen.

    • kompostierbar
    • stabil
    • schadstofffrei
    • kein durchweichen
    • für kurze Nutzungsdauer hoher Ressourcen- und Energieaufwand
    • vermehrte Abholzung

 

Bambus

Einweg- und Mehrweggeschirr, -besteck, wie auch Mehrweg Strohhalme aus Bambus sind herrvoragende To-Go Plastik Alternativen.

    • Produkte aus reinem Bambus sind sinnvolle Alternative zu Plastik
    • Bambus ist ein schnell nachwachsender Rohstoff
    • stabil, daher auch gut mehrfach nutzbar
    • geschmacksneutral
    • weicht nicht durch
    • mit Melamin, PLA und anderen Stoffen versetzte Bambusprodukte sind keine sinnvolle Alternative zu Plastikgeschirr
    • weiter Transportweg des Rohstoffs Bambus

 

Papier und Karton

Eine gute Alternative für Plastikboxen, -tüten, -teller, -schalen und sogar problematische Aluminiumfolie (Snacktüten oder Papier zum umwickeln). Wichtig hierbei ist, dass das Papier oder die Pappe nicht beschichtet ist mit Aluminium oder Plastik.

    • biologisch abbaubar
    • aus regionalen Ressourcen herstellbar
    • heiße, flüssige oder fettige Speisen können nur für relativ kurze Zeit in dem Material gehalten werden bevor es beginnt aufzuweichen

 

Bagasse

Bagasse ist ein Rohstoff aus Zuckerrohrabfällen und gut geeignet für Verpackungsschalen für Obst und Gemüse, Einweggeschirr (Becher, Teller, Schüsseln, Deckel). Für Besteck eignet sich Bagasse weniger.

    • kompostierbar
    • nährstoffhaltig (Kompost)
    • fettresistent
    • kälte- und hitzebeständig
    • wasserundurchlässig
    • geschmacksneutral
    • relativ stabil und bruchsicher
    • meist bis auf Bleichung keine weitere chemische Verarbeitung / Zusätze (muss jedoch drauf geachtet werden)
    • kein Einsatz von Erdöl bei der Produktion, stattdessen Upcycling eines Abfallprodukts
    • baut sich schneller ab als PLA
    • mikrowellengeeignet
    • Bleichung
    • Entsorgung in Deutschland über Kompost noch nicht ausreichend gewährleistet
    • Anbau des Zuckerrohrs meist unter nicht-nachhaltigen Bedingungen
    • Transportweg vom Zuckerrohrproduzenten zu uns ist meist lang
    • weniger stabil als PLA

 

Palmblätter

Vor allem geeignet für To-Go Schalen.

    • wasserfest und für fettige Speisen geeignet
    • hitzebeständig
    • unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar
    • geschmacksneutral
    • (meist) mikrowellengeeignet
    • ziemlich stabil
    • weite Transportstrecken der Palmblätter nach Deutschland
    • Anbau der Palmpflanzen meist unter ökologisch bedenklichen Bedingungen

 

Kakaoschalenfasern

Kleine Eislöffel werden daraus z.B. hergestellt. Diese Alternative liegt noch am Anfang der Experimentierphase und ist noch nicht sehr weit verbreitet.

    • essbar  
    • brüchig
    • schnell weich werdend

 

Algen

Diese Verpackungs-Alternative steckt noch in der Forschung von einem Forscherteam der Hochschule Bremerhaven in Auftrag der Restaurantkette Nordsee.

    • kompostierbar
    • ggf. essbar
    • nährstoffhaltig
    • noch in der Forschung stehendes Projekt

 

Nudeln/ Waffeln / Roggenmehl

Strohalme aus Stroh kommen wieder in den Trend, aber auch Strohhalmnudeln. Nicht nur Nudeln kann man essen, sondern auch Pappwaffeln und Produkte aus Roggenmehl (für Soßenschalen, sonstige Schalen und als „Teller“ gut geeignet – besonders für nicht-soßiges Essen, wie Pommes oder Crêpe). Diese Alternativen sind in der Tat sehr nachhaltig, denn was gibt es besseres als seinen eigenen „Müll“ direkt essen zu können? – Kein Recycling mehr nötig!

    • essbar
    • weichen relativ schnell durch
    • etwas brüchig

 

Einige Einwegalternativen für Geschirr, Tüten, Strohhalme und Aluminiumfolie (Quelle: eigene Aufnahme, Bad Kreuznach, 19.02.2020)

Der Konsument ist nicht alleine verantwortlich für den vielen Plastik-To-Go-Müll. Dem Konsumenten geht es um das Konsumprodukt, nicht um dessen Verpackung. Das allgemein bekanntliche Problem ist die Zeit vorher einzuplanen eigenes Geschirr und/ oder Behälter mitzunehmen. Wer plant seinen Tagesablauf denn so genau, um sagen zu können: „Ja, morgen brauch ich meinen Kaffee-to-go-Becher, meine Take-Away-Box, mein Besteck,….“? – Genau, die aller wenigsten. Oder die Zeit für Vorbereitung von eigenem Essen fehlt. Wer kennt es nicht: Abends oder morgens keine Zeit mehr gehabt sich Mittagessen vorzubereiten für die kurze 30 min -Pause, bei der man nicht genug Zeit hat in ein richtiges Restaurant zu gehen – da muss halt mal ein Plastik-to-go-Salat aus dem Supermarkt her oder ein in Plastik eingepacktes Sandwich. Diese schnelllebige und immer beschäftigte Konsumgesellschaft führt zum To-Go-Einwegproduktetrend und da der Konsument dann meist kein alternativ-verpacktes Produkt im Angebot findet, greift er doch nach der Plastikverpackung. Gäbe es mehr alternativ-verpackte To-Go-Sachen, wäre die Plastikvermeidung einfacher.

Mehrwegprodukte sind meist aus Metallen (Aluminium, Edelstahl,…), Bambus, Glas, aber auch mehrfachverwendbares Hartplastik. Es gibt Optionen für Mehrweg von Strohhalmen (aus Glas, Bambus, Edelstahl, Hartplastik, Silikon), Teller (aus Hartplastik, Bambus), Boxen, Dosen (aus Metall, Glas, Hartplastik, Bambus), Becher (aus Bambus, Metall, Hartplastik- hier gibt es sogar Pfandsysteme wie Recup), Flaschen (aus Glas, Metall, Hartplastik -s.u.), Besteck (aus Edelstahl, Bambus, Hartplastik) und Tüten (aus Baumwolle oder Körbe).

Teller, Boxen, Dosen, Becher, Besteck und Tüten – es gibt für alles eine Mehrwegalternative (Quelle: eigene Aufnahme, Bad Kreuznach, 19.02.2020)

Die verschiedensten Getränkeaufbewahrungs-möglichkeiten als Mehrweg (Quelle: eigene Aufnahme, Bad Kreuznach, 19.02.2020)

Edelstahlbesteck für unterwegs (Photo by Sofie Sweeck)

Ein nicht so positiver Aspekt an der Nutzung von Mehrwegprodukten ist die nötige vorzeitige Planung diese überhaupt mit zu nehmen, aber auch das Verstauen und Spülen muss bedacht werden. Wird es aber zur Gewohnheit und fest in den Alltag integriert, so bringt es nur Vorteile. Mehrweg verursacht nämlich deutlich weniger Müll, der Material- und Energieeinsatz ist verhältnismäßig zur Nutzung niedrig, Essen und Trinken werden meist länger warm/ kalt gehalten, sind somit besser und länger genießbar.

 

Was tun gegen den To-Go-Müll?

Abfallermeidung kommt vor Recycling! Der Einwegtrend muss gestoppt werden und Mehrweg und Pfandsysteme müssen attraktiver gemacht werden.

Diese Maßnahmen würden Verbraucher/innen unterstützen, um die Nutzung von To-Go-Verpackungen zu verringern:

  • Preisnachlass bei selbst mitgebrachten Behältern
  • Verbot von Einweg-To-Go-Verpackungen
  • Pfandsystem für To-Go-Verpackungen 
  • Zuzahlung auf To-Go-Verpackungen
  • Finanzielle Förderung von Mehrweg-Systemen

 

Tipps für Dich

  • Mülltrennen ist essentiell
  • Manche vermeintliche Einwegprodukte sind mehrfach verwendbar und/ oder einfach selbst zu recyceln bzw. zu upcyceln
  • To-stay ist besser als to-go, sich ein paar mehr Minuten zu gönnen, wenn es möglich ist, sich hinzusetzen und eine Tasse Kaffee vor Ort trinken. Dies ist nicht nur gut für die Umwelt und trägt zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck bei, sondern ist auch eine Auszeit für sich oder eine Möglichkeit sich mit Freunden zu treffen
  • Informiere dich über nachhaltige Läden, Kinos, Restaurants und Cafés in deiner Nähe und unterstütze diese und bleib offen für Experimente (in Bad Kreuznach gibt es z.B. die Blaue Eisdiele, den Unverpacktladen, den Dean & David, die Kostbar, das Cineplex, den Weltladen, … )
  • Auch Getränkeflaschen  stellen ein großes Problem dar, denn auch die PET-Flaschen mit Pfand sorgen für viel Müll, deshalb immer lieber selbst eine eigene wieder-auffüllbare Flasche mit zur Arbeit, Schule oder allgemein wenn du unterwegs bist mitnehmen, denn eigentlich gibt es überall (zumindest in Deutschland) sauberes Trinkwasser zum Nachfüllen. Einige Läden haben sogar eine Refillstation – einfach mal auf Aushänge achten oder nachfragen!
  • Eigene Becher, Tüten und Boxen mitnehmen. Manche Läden akzeptieren selbst mitgebrachte Behälter aus hygienischen Gründen zwar nicht, jedoch gilt grundsätzlich: Es gibt kein Gesetz, das das Befüllen von mitgebrachten Bechern, Dosen oder Tüten verbietet! – Nachfragen lohnt sich!

-Ein Beitrag von Isabel Luley-

 

[su_spoiler title=“Quellen:“]

[1] https://www.zeit.de/thema/plastik

[2] https://www.br.de/nachrichten/wissen/warum-so-viele-tiere-durch-plastikmuell-im-meer-sterben,RMknbBd

[3] https://roeka-kh.de/wordpress/was-ist-plastik/ https://blogs.nabu.de/